Die Weltmeister Para-Dressur in der Einzelwertung stehen fest
WM Herning 2022: Das deutsche Para-Dressur-Team. Foto: Simone Krychowski
Als letzte der deutschen Para-Dressurreiter ist heute Regine Mispelkamp in die Einzelwertung der Weltmeisterschaften in Herning gestartet und landete mit ihrem Dunkelfuchs Highlander Delight’s auf Platz fünf. Damit stehen nun in allen fünf Behinderten-Grades die ersten Weltmeister fest. Bereits am Mittwoch hatte Grade IV-Reiterin Anna-Lena Niehues (Gronau) mit Quimbaya Platz sechs belegt, die beiden deutschen Grade II-Reiterinnen Gianna Regenbrecht (Münster) mit Fürst Sinclair und Heidemarie Dresing (Rheda-Wiedenbrück) mit La Boum belegten Platz sechs beziehungsweise sieben.
Grade V setzte den Schlusspunkt. Regine Mispelkamp war die allerletzte Starterin des zweiten Wettkampftages in der Para-Dressur, die am Abend ins Viereck einritt. Die Para-Dressur findet in der BB Horse Arena auf der anderen Straßenseite des Stutteri Ask Stadium statt, wo parallel die Springreiter ihre Weltmeister ermitteln. Beim Umrunden des Vierecks zuckte ihr Dunkelfuchs Highlander’s Delight – laut Mispelkamp „eine Mischung aus Clooney und Glööckler“ – vor der dicht am Viereck stehenden Fernsehkamera zurück, doch die Reiterin reagierte rasch, umrundete das Viereck in der anderen Richtung und war rechtzeitig am Start. Während der Prüfung blieb Highlander’s Delight dann auf seine Reiterin fokussiert, am Ende sprangen aber dennoch nicht mehr als 71,954 Prozent für sie heraus. „Es war da so eine Schrecksekunde an der Kamera. Daher bin ich nicht ganz die Ideallinie geritten. Aber ich habe gedacht, besser so als dass er umspringt oder wegspringt. Er hat sich schon gut angefühlt. Ich bin schon ein bisschen enttäuscht über diese Wertung. Vom Gefühl dachte ich, dass es so 73 oder 74 Prozent waren“, sagte sie. Im vergangenen Jahr bei den Paralympics hatte das Paar Bronze in der Kür gewonnen. In Herning reichte es in der Einzelwertung nicht fürs Podium („Das habe ich mir schon gedacht, sonst hätten alle mehr gejubelt.“). Die an Multipler Sklerose erkrankte Pferdewirtschaftsmeisterin aus Geldern wurde Fünfte – mit kaum mehr als zwei Hundertstel Abstand auf den Belgier Kevin van Ham mit Eros Van Ons Heem (71,977 Prozent).
Beide trennen allerdings ein paar Prozent vom Spitzentrio in ihrem Grade V, das von der Belgierin Michèle George angeführt wird. Die 48-jährige Reiterin, die seit einem Reitunfall halbseitig gelähmt ist, gewann bereits 2009 ihre erste EM-Silbermedaille. In Herning sitzt sie im Sattel der Hannoveraner Stute Best of 8 aus der Zucht von Dirk Radek aus Walle, der mit der Stute La Boum von Heidemarie Dresing gleich zwei Pferde in der WM-Para-Dressur am Start hat. Mit ihrem Ergebnis 76,419 Prozent verwies George die Britin Sophie Wells mit Dona Cara auf den Silberrang (75,279 Prozent), auch sie eines der bekannten Gesichter in der Para-Dressurszene. 2010 gab sie ihr Debüt bei den Weltreiterspielen in Lexington und startete im selben Jahr für das britische Team bei den U21-Europameisterschaften in Kronberg. Den dritten Platz belegt der Niederländer Frank Hosmar mit dem bereits 17-jährigen Alphaville N.O.P., mit dem er in den vergangenen Jahren zahlreiche Medaillenerfolge feierte (75,256 Prozent).
Die Einzelwertung in Grade III am frühen Nachmittag hatte wie schon Grade I ohne deutsche Beteiligung stattgefunden. Hier gelang es dem schon im Vorfeld als heißer Favorit gehandelten Tobias Thorning Joergensen, der seit 2013 an einer Myopathie leidet, mit seiner Schimmelstute Jolene Hill den Sieg für Dänemark zu sichern. Mit 78,676 Prozent setzte der 22-Jährige seine Goldserie von den Europameisterschaften 2019 und den Paralympics 2021 fort und fügte ihr nun auch den ersten Weltmeistertitel hinzu. Silber ging an die zweimalige Doppel-Paralympics-Siegerin Natasha Baker aus Großbritannien mit Keystone Dawn Chorus, einer elfjährigen Hannoveraner Stute von Dimaggio – Escudo (73,970 Prozent), gefolgt von einer weiteren Favoritin, Rebecca Hart aus den USA mit El Corona Texel und 73,147 Prozent.
Die Weltmeisterschaften in der Para-Dressur werden am Freitag und Samstag mit der Mannschaftswertung fortgesetzt. Dazu starten alle Reiter erneut in ihren Grades, die drei Ergebnisse der vier Mannschaftsreiter werden am Ende zum Teamergebnis addiert. Den Anfang machen wieder die Grades IV, II und I, am Samstag folgen die Grades III und V.
Alle Informationen zur WM, den Teams, den deutschen Pferden sowie den Wettkampf- und TV-Zeiten gibt es unter www.pferd-aktuell.de/wm2022
Text/Quelle: fn-press | Uta Helkenberg