Entstanden aus dem Pferdesport durch die Beobachtung zunächst der Mediziner, entwickelte sich die Überzeugung zum nachhaltigen Einsatz des Pferdes zum Wohle des Menschen im Bereich der Medizin, später der Pädagogik und Psychologie in Ergänzung zur pferdesportlichen Betätigung. Die Sicherung der Erkenntnisse und deren Fortentwicklung bildeten die Grundlage für die Entstehung des Kuratoriums für Therapeutisches Reiten, dem heutigen DKThR.
Nach der Gründung im November 1970 in Steinbach im Taunus entstand kurze Zeit später mit Unterstützung des Paritätischen Wohlfahrtsverbands die erste Geschäftsstelle in Frankfurt. Über eine weitere Station in Dillenburg fand das DKThR 1984 als Anschlussverband der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) seinen endgültigen Sitz in Warendorf.
Mitglieder des Kuratoriums, damals wie heute, sind insbesondere Ärzte, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Pädagogen, Psychologen und Psychotherapeuten, die ihre Grundberufe um den Einsatz des Pferdes in ihrem Tätigkeitsgebiet erweitern. Sie setzen das Pferd ein, um Motorik, Lern- und Sozialverhalten zu verbessern, oder um Trauma-Arbeit zu leisten und Menschen zurück in den Alltag zu führen.
Es ist ein Verdienst der Gründerjahre, in denen mit viel Fachwissen, hohem Qualitätsanspruch, unbedingter Überzeugung und Leidenschaft Behandlungsmethoden aufgebaut wurden, die heute zu multizentrischen, wissenschaftlichen Studien führen, die Institutionen wie beispielsweise die BG Unfallklinik Murnau oder die Bundeswehr dazu bringen, pferdgestützte Förderung und Therapie einzusetzen. Auch Kindergärten und Schulen nehmen pferdgestützte Förderung gezielt in ihr Programm auf. Dabei gilt stets der Grundsatz: Therapeutisches Reiten ist nur akzeptabel und wird seinen positiven Effekt auch nur gewährleisten können, wenn es im Einklang mit dem Pferd erfolgt und nicht auf dessen Kosten.
Einzigartig ist das DKThR bis heute darin, dass es pferdgestützte Therapie und Förderung sowie den Pferdesport für Menschen mit Behinderung unter seinem Dach vereint und damit auch Menschen aus der Therapie und Förderung eine Brücke in den Sport baut. 80 Prozent der Topathleten in der Para-Dressur haben ihren Weg in den Sport über die Hippotherapie (pferdgestützte Physiotherapie; siehe www.dkthr.de) gefunden. Ein Beispiel dafür ist eine der prominentesten Top-Para-Dressurreiterinnen und langjährige Medaillen-Garantin für Deutschland Dr. Angelika Trabert.
„Im Jubiläumsjahr 2020 ziehen wir wortwörtlich noch einmal alle Register, erklärt DKThR-Geschäftsführerin Ina El Kobbia, „Wir haben Schränke, Schubladen, Kartons gesichtet, zahlreiche Telefonate durch die Republik geführt, um die Geschichte und Aufgabenvielfalt dieses Gründerverbands aufzuzeigen. Dazu gehört auch die Zeit der ehemaligen DDR, in der die Anerkennung des Therapeutischen Reitens als Krankenkassenleistung gegeben war, ganz im Gegensatz zum Westen. Leider ging dieses Privileg mit der Wiedervereinigung auch noch verloren“, erläutert El Kobbia und fährt fort: „Man kann viel aus der Geschichte für die Zukunft lernen. Deshalb war uns diese Aufarbeitung sehr wichtig. Gleichzeitig möchten wir damit auch unsere Gründungsmitglieder und langjährigen Wegbegleiter ehren. Unsere Recherche mündet in eine Festschrift, die wir zur Jubiläumsveranstaltung am 21. und 22. März 2020 im historischen Kabelwerk in Beelen (Kreis Warendorf) vorstellen. Sehr am Herzen liegt uns auch unsere Wanderausstellung zu ‚50 Jahre Therapeutisches Reiten in Deutschland‘, die demnächst von Warendorf aus mit Unterstützung der Sparkasse Münsterland-Ost ihren Weg durch das Land bis hoffentlich in den Deutschen Bundestag finden wird. Eine Anfrage liegt in Berlin schon vor.“