Drei Siege für Regine Mispelkamp und Highlander Delight‘s
Mannheim (fn-press). Das deutsche Para-Team hat beim Maimarkt-Turnier in Mannheim einmal mehr die Teamwertung gewonnen. Mit insgesamt 430,698 Prozent setzten sich Regine Mispelkamp (total 141,560 Prozent), Heidemarie Dresing (141,698), Martina Benzinger (147,440) und Gianna Regenbrecht (140,608) gegen die Mannschaften aus Japan und Polen durch.
„Der erneute Sieg freut uns natürlich sehr, auch wenn die ganz starken Nationen wie Dänemark, Belgien oder gar die Engländer hier nicht am Start waren. Für uns viel entscheidender ist der positive Trend unserer Reiterinnen. Bei allen konnten wir seit den ersten Lehrgängen und den ersten Turnieren in diesem Jahr eine Steigerung beobachten, was uns mit Blick auf die WM in Herning optimistisch stimmt“, sagte Nico Hörmann, der seit diesem Jahr die Rolle des Equipechefs übernommen hat. Seine Vorgängerin war ebenfalls vor Ort – erstmals allerdings als Richterin. „So ganz loslassen kann ich den Para-Sport einfach nicht“, sagte sie.
Die Mannschaft hatten er und Bundestrainer Bernhard Fliegl mit zwei Paralympicsreiterinnen und zwei Nachwuchsreiterinnen besetzt. Unangefochtene Nummer eins ihres Grade V waren in Mannheim Regine Mispelkamp und ihr Dunkelfuchs Highlander Delight’s. Nach Siegen in der Team- und Einzelaufgabe setzte sich die 51-jährige Pferdewirtschaftsmeisterin auch am letzten Tag in der Kür durch. 75,558 Prozent gab für ihre Vorstellung unter anderem mit Musik von Two Steps from Hell, mit der sie Tokio 2021 Bronze gewinnen konnte. „Es war ein tolles Turnier, wie immer hier, mit echter Stadionatmosphäre. Nur am ersten Tag hatte es viele Mücken, da musste ich mein Pferd etwas mehr am Kopf halten als sonst, damit er Ruhe findet, das mag er nicht so. Danach war alles gut, auch wenn er in der Kür einen kurzen Energieausbruch hatte“, sagte Mispelkamp.
Auch Martina Benzinger wäre beinahe der Dreifachsieg geglückt, wie schon zuvor im dänischen Randbol. Allerdings erschrak sich ihre Schimmelstute Nautika während der Kür einmal kurz, wodurch die sonst sehr gleichmäßig eifrige Schritttour unterbrochen wurde. Mit 76,111 Prozent erzielte die 60-jährige Rudolstädterin, die wie Regine Mispelkamp an Multipler Sklerose erkrankt ist und mittlerweile in Grade I startet, genauso viele Punkte wie Laurentia Yen-Yi Tan aus Singapur mit Hickstead. Diese hatte allerdings das bessere Ergebnis in der B-Note. „Martina Benzinger liefert seit Beginn der Saison konstante Leistungen ab und da ist sogar noch Luft nach oben“, sagte Bundestrainer Bernhard Fliegl.
Etwas schwer hatten es Heidemarie Dresing und Gianna Regenbrecht in der Einzelaufgabe des Grade II, die mit einem aufziehenden Gewitter zu kämpfen hatten. „Das hatte ich das letzte Jahr schon. Davor schien noch die Sonne und bei meinem Ritt wurde es immer schwärzer und schüttete richtig. Dieses Jahr war es vor allem der Wind, der die Fahnen laut ins Flattern brachte. Das war furchtbar“, sagte Heidemarie Dresing. Ihre Stute La Boum habe erst gut angefangen, „aber irgendwann hörte sie jedes Geräusch und dann ging nichts mehr. Erst machte sie eine Galopppirouette nach rechts, dann eine nach links und dann waren wir zum Glück wieder in Fahrtrichtung. Dr. Jan-Holger Holtschmit, der am Richtertisch saß, hatte offenbar schon die Hände an den Stuhllehnen, um aufzuspringen, habe ich hinterher gehört. Danach kam der Mitteltrab und da ging es nochmal los, aber dann ist sie die Aufgabe zu Ende gelaufen, als wäre nichts passiert“, erzählte die Reiterin lachend. „Die Punkte waren an der Stelle halt nicht so toll, aber der Rest war nicht schlecht.“ Die Kür ging sie dann ruhiger an, passend auch zur Musik, die etwas überarbeitet und langsamer als in Tokio war. Ganz zufrieden war Heidemarie Dresing mit dem Ergebnis aber noch nicht. „Zuhause passte es optimal, in Mannheim war ich immer ein bisschen vor der Musik. Da ist noch Luft nach oben.“ Mit 73,994 Prozentpunkten musste sie sich allerdings nur dem zweifachen Silbermedaillengewinner von Tokio, Pepo Puch aus Österreich mit Sailor Blue, mit 75,589 Prozentpunkten geschlagen geben.
Auf Platz drei rangierte sich Gianna Regenbrecht mit Fürst Sinclair ein. Für das Paar war es der zweite internationale Start und das zweite Mal als Mitglied eines Nationenpreisteams. Die 28-jährige Medizinstudentin stellte den Rapphengst, der mit seiner Besitzerin Elke Philipp bereits mehrere Championatsmedaillen gewinnen konnte, zu einer neuen Musik vor und erzielte in der Kür 69,544 Prozent.
„Wir haben hier sehr ordentliche Ritte gesehen. Besonders erfreulich ist, dass hier auch unsere Nachwuchsreiter die Chance hatten, sich zu präsentieren. Außerdem haben wir auch einige gute junge Pferde gesehen. Das ist wirklich schön, damit kann man gut in die Zukunft schauen“, zog Bernhard Fliegl sein Fazit. Zu den erwähnten Nachwuchsreiterinnen zählt auch die ehemalige Aktionsreiterin Melanie Wienand. Sie startete Mannheim mit dem neunjährigen Hannoveraner Lemony’s Loverboy, den sie als Fohlen erworben hatte, in Grade III und erzielte einen Sieg und zweite Plätze, einer davon mit 73,322 Prozent in der Kür.
Text: Uta Helkenberg