Pferdgestützte Psychotherapie

„Wer die Psychotherapie unter der Berufsbezeichnung „Psychotherapeutin“ oder „Psychotherapeut“ ausüben will, bedarf der Approbation als „Psychotherapeutin“ oder „Psychotherapeut“. (…) Ausübung der Psychotherapie im Sinne dieses Gesetzes ist jede mittels wissenschaftlich geprüfter und anerkannter psychotherapeutischer Verfahren oder Methoden berufs- oder geschäftsmäßig vorgenommene Tätigkeit zur Feststellung, Heilung oder Linderung von Störungen mit Krankheitswert, bei denen Psychotherapie indiziert ist.“ (Psychotherapiegesetz 1999)

Der Bedarf an nicht-sprachgebundenen Psychotherapieverfahren steigt u. a. für beziehungstraumatisierte Kinder und Jugendliche bzw. PatientInnen mit Traumafolgestörungen stetig. Für Menschen, die vernachlässigt, misshandelt oder missbraucht wurden, ist es mitunter kaum möglich, vertrauensvolle Beziehungen zu späteren Bezugspersonen und PsychotherapeutInnen aufzubauen. In der triangulierenden Beziehung zu einem Pferd sind betroffene Kinder und Erwachsene meist sehr viel offener und emotional erreichbarer, da sie ihre traumatischen Erfahrungen nicht mit einem Tier assoziieren.

Mit dem Einbeziehen von Pferden in die Psychotherapie kommt ein zusätzliches, lebendiges Medium zum Einsatz. Es geht hierbei um die Öffnung und Erweiterung des Settings und um eine psychotherapeutische Behandlungsvariante mit dem Pferd als lebendigem Subjekt, nicht etwa um eine neue Therapiemethode. Im Begriff des Mediums deutet sich die Rolle des Pferdes als Mittler an. Die pferdgestützte Psychotherapie impliziert die Beibehaltung aller wesentlichen Grundsätze etablierter psychotherapeutischer (Richtlinien-) verfahren und ist grundsätzlich integriert in die Behandlung in der Praxis – entweder in stunden- oder phasenweisem Wechsel.

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Inhalte und zeitliche Struktur und Aufbau der Weiterbildung

Die berufsbegleitende Weiterbildung im Blended-Learning ist in Form von sechs Präsenzschulungen und 10 Online-Schulungen konzipiert. Das Curriculum umfasst 180 Lerneinheiten im Zeitraum April 2024 – Mai 2025, die sich aus Theorie, praktischer Arbeit und Selbsterfahrung mit dem Pferd sowie aus fallbezogenen Supervisionen und Balintgruppenarbeit zusammensetzen. Qualitätssicherung und qualitative Wirksamkeitsforschung werden ebenso thematisiert. Die Präsenzschulungen beginnen jeweils freitags um 15.00 Uhr und enden sonntags gegen Mittag.

Das Curriculum soll auf vorhandenen Grundlagen für einen praktisch und theoretisch fundierten, sensiblen und achtsamen Einsatz der Pferde in der psychotherapeutischen Praxis qualifizieren. In diesem Sinne möchten wir Einblicke in verschiedene, bewährte methodische Ansätze und Möglichkeiten der Einbeziehung von Pferden in bestehende psychotherapeutische (Richtlinien-) Verfahren sowie verfahrensintegrierende Ansätze geben. Wesentlichen Raum erhalten körpertherapeutische Aspekte und das Arbeiten mit inneren und gemalten Bildern. Die Weiterbildung versteht sich sinngemäß als Grundlage zur Entwicklung individuell stimmiger, auf dem jeweiligen hippologischen und psychotherapeutischen Ausbildungshintergrund basierender Arbeitskonzepte.

Die Akkreditierung der einzelnen Module der Weiterbildung wird bei den jeweils zuständigen Psychotherapeutenkammern beantragt (zu erwarten sind insgesamt ca. 160 Fortbildungspunkte). Die Weiterbildung endet mit einem Abschlusskolloquium (Zertifikat). Die Weiterbildung ist mit 15 DOSB Lizenzpunkten anerkannt.

Grundhaltung in der pferdgestützten Psychotherapie

Psychotherapeuten und Psychotherapeutinnen stimmen stets aufs Neue in Selbsterfahrungs- und Supervisionsstunden ihr Instrument – sie verfeinern ihre Empathiefähigkeit, ihre Selbstreflexion und ihre Resonanz innerhalb der therapeutischen Beziehungen. Werden Pferde in das Therapiegeschehen einbezogen, bedarf es entsprechender Fähigkeiten auch im Bezug auf ihre Reaktionen, ihr Verhalten und ihre Antworten in den therapeutischen Begegnungssituationen; Psychotherapeutinnen müssen in der Lage sein, auch ihre Pferde zu „lesen“, d.h. sie müssen ihr Sensorium auch ihnen gegenüber verfeinern. Ebenso bedürfen die Pferde, neben einer vertrauensvollen Offenheit dem Menschen gegenüber, guter innerer und äußerer Bedingungen, um diese Aufgabe als Therapiepferd ethisch vertretbar erfüllen zu können. Unabdingbar ist ihre artgerechte Haltung im Sinne möglicher Sozialkontakte, Weidegang, Auslauf, Licht, Luft und gutem Futter. Sofern die Pferde nicht ausschließlich beobachtet oder vom Boden aus eingesetzt werden, ist ihre Gymnastizierung, d.h. sowohl Kräftigung als auch Lockerung ihres gesamten Bewegungsapparates verpflichtend. Zu ihrer Grundausbildung und physisch-psychischen Gesunderhaltung, ggf. ihrem auch turniermäßigen Ausgleichsport, sind Reitkenntnisse erforderlich.

Berufsbild und Zielsetzungen

Die Notwendigkeit einer Dreifachqualifikation der behandelnden Therapeutinnen – medizinisches, psychologisches, oder pädagogisches Grundstudium, Psychotherapieausbildung und hippologisches Fachwissen
– impliziert einen hohen Ausbildungsaufwand. Artgerechte, gesunde Haltungsbedingungen für in der Psychotherapie eingesetzte Pferde bedeuten darüber hinaus erhöhten finanziellen, materiellen und zeitlichen Einsatz. Neben der Etablierung hoher professioneller Standards in der psychotherapeutischen Praxis bedarf es kontinuierlicher Wirksamkeitsforschung und entsprechender Studien, um das Wissen um den besonderen Wert pferdgestützter Psychotherapie nicht nur in der Fachwelt, sondern auch gegenüber Kostenträgern im Gesundheitswesen weiter zu verbreiten. In diesem Sinne ist die Anerkennung von Fort- und Weiterbildungen durch die Psychotherapeutenkammern ebenso ermutigend, wie die bei guter Begründung zunehmende Akzeptanz in psychotherapeutischen Gutachterverfahren und die Aufnahme pferdegestützter Selbsterfahrungsseminare in die Programme psychotherapeutischer Ausbildungsinstitute.

Teilnahme- und Abschlussvoraussetzungen

Teilnahmevoraussetzungen
✓ Psychotherapeutische Approbation (ärztliche, psychologische sowie Kinder- und Jugendlichen- PsychotherapeutInnen)
✓ „Qualifikation zum Umgang mit dem Pferd im sozialen und gesundheitlichen Bereich (DKThR)“ (kurz: UPSG) sollte vorhanden sein, alternativ Trainer C Reiten oder Voltigieren (Basissport) der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) und seiner Anschlussverbände z. B. IPZV, Western, Barock oder – im Ausnahmefall – im Laufe der Weiterbildung abgeschlossen und vorgelegt werden. (Nachweis Zeugnis o. zumindest Anmeldebestätigung)
✓ Die Möglichkeit, bereits während der Weiterbildung mit PatientInnen und persönlich vertrautem Pferd / Pferden unter geeigneten Bedingungen zu arbeiten, sollte vorhanden sein.
✓ Neben hoher Bereitschaft zur Selbsterfahrung und Selbstreflexion sollte die Bereitschaft zur Zusammenarbeit in Peergroups und zur Arbeit mit Videoaufzeichnungen gegeben sein.
✓ Bereitschaft zur Übernahme von Impulsreferaten zu versch. Theoriethemen
✓ Bereitschaft zum Literaturstudium

Abschlussvoraussetzungen
✓ Teilnahme an allen Modulen
✓ Umsetzung der Weiterbildungsinhalte in der eigenen beruflichen Praxis
✓ Anonymisierte Fallvorstellung und mindestens eine Fallsupervision aus
der eigenen Praxis (Videoanalyse)
✓ Schriftliche Falldarstellung oder Hausarbeit zu einem mit der Lehrgangsleitung abgestimmten Theoriethema
✓ Erfolgreiche Teilnahme am Abschlusskolloquium mit einer mündlichen Präsentation des Supervisionsfalles oder der theoretischen Arbeit, durch die erkennbar wird, wie sich die erworbenen Kenntnisse und insbesondere die Haltung in der eigenen Praxis widerspiegeln

Methoden & Curriculum

Methoden
✓ Vermittlung theoretischer Grundlagen in Vortrags- und Seminarform
✓ Arbeitseinheiten mit hohem Selbsterfahrungsanteil in der Gruppe und in der praktischen Arbeit mit den Pferden
✓ Erarbeitung bestimmter Inhalte in Kleingruppen – ggf. auch zwischen den Modulen
✓ Supervision und Balintgruppenarbeit
✓ Videobasierte Praxisbeispiele

Curriculum – Laufende Weiterbildung 2024/2025
Präsenzschulung 1: Arbeit mit dem Pferd im analytisch-/ tiefenpsychologischen Kontext  | 26.-28. April 2024

Präsenzschulung 2: Spezifische Aspekte der triangulierten therapeutischen Beziehung (verfahrensübergreifend – Gestalttherapie, Imaginative Verfahren, Verhaltenstherapie) | 12.-14. Juli 2024

Präsenzschulung 3: Verhaltenstherapeutische Ansätze in Einzel- und Gruppenarbeit mit dem Pferd | 16.-18. August 2024

Präsenzschulung 4: Einführung in die psychodynamische Körperpsychotherapie am Pferd | 27. – 29.09.2024

Präsenzschulung 5: Integrative Therapieansätze in variablen therapeutischen Settings mit dem Medium Pferd | 04. – 06.04. 2025

Präsenzschulung 6: Abschluss der Weiterbildung | 28. – 30.05.2025

Theorie / Supervision / Austausch
jeweils Mittwochabend 19.00 – 21.30 (online, je 3 UE) am: 15.05. , 12.06. , 07. 08. , 11.09. , 16.10. 2024 und 08.01., 05.03. u. 16.04. 2025
sowie
Samstag, 30.11. 2024 und Samstag, 09.02. 2025 jeweils um 15.00 – 18.30 (online, je 4 UE)
Themen und Inhalte werden vor Beginn der Weiterbildung bekannt gegeben

 

Lassen Sie sich unverbindlich auf unsere Interessentenliste für die Weiterbildung setzen. Sobald die Termine für einen neuen Durchgang feststehen, werden wir uns umgehend mit Ihnen in Verbindung setzen. Melden Sie sich dazu bitte unter [email protected].

 

Weiterbildungsteam

Die Leitung der Weiterbildung übernimmt Birgit Heintz (Psychologische Psychotherapeutin (A, TP), Kinder- u. Jugendlichenpsychotherapeutin (A, TP), Lehranalytikerin u. Supervisiorin und Dr. Marika Weiger (Ärztin für Psychosomatik und Psychotherapie, (TP, VT) Balintgruppenleiterin, jeweils tätig in eigener Praxis in Postmünster, (Ndb.). Birgit Heintz und Dr. Marika Weiger begleiten die Gruppe hauptverantwortlich und sind die zentralen Ansprechpartner. In einzelnen Modulen stehen weitere Referentinnenen sowohl mit online – Beiträgen als auch für die praktische Arbeit zur Verfügung. Dies sind
Swantje Burmester
Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin (TP), Leitende Psychologin einer Kinder- und Jugendpsychiatrischen Klinik
Christina Freytag
Psychologische Psychotherapeutin (VT), Supervisorin, Leitende Psychologin einer psychiatrischen Klinik
Susanne Heering
Psychologische Psychotherapeutin (VT), Lehrtherapeutin und Supervisorin IRRT (Imagery Rescripting Reprocessing Therapy), Praxis in Hamburg
Dr. Angelika Papke
Psychologische Psychotherapeutin (VT), Leitende Psychologin in einer Klinik für Suchterkrankungen
Gabriela Ramien
Fachärztin für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie (TP), Praxis in Harburg
Anne-Kristin Siemering
Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin (TP), Praxis in Berlin

Teilnehmergebühr und Terminübersicht - Laufende Weiterbildung 2024/2025

Beginn: 26. April 2024
Anmeldeschluss: 15. März 2024

Frühbucher bis zum 26. Februar 2024! 

DKThR-Mitglieder: 3.350,00 €
Frühbucher*: 3.120,00  €

Nichtmitglieder: 3.810,00 €
Frühbucher*: 3.580,00 €

* bei Buchung bis zum 26. Februar 2024
Die Kosten umfassen alle sechs Module der Weiterbildung. Die Kosten werden in 6 gleich hohen Beträge vor Beginn der Präsenzschulungen erhoben. Alle weiteren Kosten für Reise, Unterbringung, Verpflegung und eventuelle Entgelte für Praktika sind von den Teilnehmern selbst zu übernehmen.

Vollständige Ausschreibung | Interessentenliste 2025/2026

Die vollständige Ausschreibung der aktuell laufenden Weiterbildung finden Sie hier.

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Qualitätsentwicklung und Qualitätssicherung

Für das DKThR als Fachverband ist die Sicherung der Qualität, die Fortentwicklung und Anerkennung des Themengebiets therapeutisches Reiten zum Wohle und im Sinne aller Beteiligten einschließlich des Partners Pferd ein Grundsatz. 

Dartscheibe. Treffer. Foto: iStock
Fachkräfteschild Petra Hoffmann, Foto: Sabine Schreier
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