Pferdgestützte Psychotherapie
Wer die Psychotherapie unter der Berufsbezeichnung „Psychotherapeutin“ oder „Psychotherapeut“ ausüben will, bedarf der Approbation als „Psychotherapeutin“ oder „Psychotherapeut“. (…) Ausübung der Psychotherapie im Sinne dieses Gesetzes ist jede mittels wissenschaftlich geprüfter und anerkannter psychotherapeutischer Verfahren oder Methoden berufs- oder geschäftsmäßig vorgenommene Tätigkeit zur Feststellung, Heilung oder Linderung von Störungen mit Krankheitswert, bei denen Psychotherapie indiziert ist.“ (Psychotherapiegesetz 1999)
Der Bedarf an nicht-sprachgebundenen Psychotherapieverfahren steigt u. a. für beziehungstraumatisierte Kinder und Jugendliche bzw. PatientInnen mit Traumafolgestörungen stetig. Für Menschen, die vernachlässigt, misshandelt oder missbraucht wurden, ist es mitunter kaum möglich, vertrauensvolle Beziehungen zu späteren Bezugspersonen und PsychotherapeutInnen aufzubauen. In der triangulierenden Beziehung zu einem Pferd sind betroffene Kinder und Erwachsene meist sehr viel offener und emotional erreichbarer, da sie ihre traumatischen Erfahrungen nicht mit einem Tier assoziieren.
Mit dem Einbeziehen von Pferden in die Psychotherapie kommt ein zusätzliches, lebendiges Medium zum Einsatz. Es geht hierbei um die Öffnung und Erweiterung des Settings und um eine psychotherapeutische Behandlungsvariante mit dem Pferd als lebendigem Subjekt, nicht etwa um eine neue Therapiemethode. Im Begriff des Mediums deutet sich die Rolle des Pferdes als Mittler an. Die pferdgestützte Psychotherapie impliziert die Beibehaltung aller wesentlichen Grundsätze etablierter psychotherapeutischer (Richtlinien-) verfahren und ist grundsätzlich integriert in die Behandlung in der Praxis – entweder in stunden- oder phasenweisem Wechsel.
Termin 2026-2027
Online-Einstieg: 30. März 2026 von 19:00 bis 20:30 Uhr
Beginn: 17. April 2026
Ende: 8. August 2027
Anmeldeschluss: 8. März 2026
Inhalte und zeitliche Struktur und Aufbau der Weiterbildung
Die berufsbegleitende Weiterbildung im Blended-Learning-Format umfasst jetzt sieben Präsenzmodule statt sechs sowie acht Online-Schulungen. Das Curriculum besteht aus 180 Lerneinheiten, einschließlich Literaturstudium, im Zeitraum von April 2026 bis August 2027. Der Online-Einstieg findet am 30. März 2026 von 19:00 bis 20:30 Uhr mit allen Referentinnen und allen Teilnehmerinnen statt.
Die Inhalte setzen sich aus theoretischen Grundlagen, praktischer Arbeit und Selbsterfahrung mit dem Pferd sowie fallbezogener Supervision und Balintgruppenarbeit zusammen. Auch Qualitätssicherung und qualitative Wirksamkeitsforschung sind Bestandteil des Programms. Die Präsenzschulungen beginnen jeweils freitags um 15:00 Uhr und enden sonntags gegen Mittag.
Das Curriculum soll auf vorhandenen Grundlagen für einen praktisch und theoretisch fundierten, sensiblen und achtsamen Einsatz der Pferde in der psychotherapeutischen Praxis qualifizieren. In diesem Sinne möchten wir Einblicke in verschiedene, bewährte methodische Ansätze und Möglichkeiten der Einbeziehung von Pferden in bestehende psychotherapeutische (Richtlinien-) Verfahren sowie verfahrensintegrierende Ansätze geben. Wesentlichen Raum erhalten körpertherapeutische Aspekte und das Arbeiten mit inneren und gemalten Bildern. Die Weiterbildung versteht sich sinngemäß als Grundlage zur Entwicklung individuell stimmiger, auf dem jeweiligen hippologischen und psychotherapeutischen Ausbildungshintergrund basierender Arbeitskonzepte.
Die Akkreditierung der einzelnen Module der Weiterbildung wird bei den jeweils zuständigen Psychotherapeutenkammern beantragt (zu erwarten sind insgesamt ca. 160 Fortbildungspunkte). Die Weiterbildung endet mit einem Abschlusskolloquium (Zertifikat). Die Weiterbildung ist mit 15 DOSB Lizenzpunkten anerkannt.
Grundhaltungen in der pferdgestützten Psychotherapie
Psychotherapeuten und Psychotherapeutinnen stimmen stets aufs Neue in Selbsterfahrungs- und Supervisionsstunden ihr Instrument – sie verfeinern ihre Empathiefähigkeit, ihre Selbstreflexion und ihre Resonanz innerhalb der therapeutischen Beziehungen. Werden Pferde in das Therapiegeschehen einbezogen, bedarf es entsprechender Fähigkeiten auch im Bezug auf ihre Reaktionen, ihr Verhalten und ihre Antworten in den therapeutischen Begegnungssituationen; Psychotherapeutinnen müssen in der Lage sein, auch ihre Pferde zu „lesen“, d.h. sie müssen ihr Sensorium auch ihnen gegenüber verfeinern. Ebenso bedürfen die Pferde, neben einer vertrauensvollen Offenheit dem Menschen gegenüber, guter innerer und äußerer Bedingungen, um diese Aufgabe als Therapiepferd ethisch vertretbar erfüllen zu können. Unabdingbar ist ihre artgerechte Haltung im Sinne möglicher Sozialkontakte, Weidegang, Auslauf, Licht, Luft und gutem Futter. Sofern die Pferde nicht ausschließlich beobachtet oder vom Boden aus eingesetzt werden, ist ihre Gymnastizierung, d.h. sowohl Kräftigung als auch Lockerung ihres gesamten Bewegungsapparates verpflichtend. Zu ihrer Grundausbildung und physisch-psychischen Gesunderhaltung, ggf. ihrem auch turniermäßigen Ausgleichsport, sind Reitkenntnisse erforderlich.
Berufsbild und Zielsetzungen
Die Notwendigkeit einer Dreifachqualifikation der behandelnden Therapeutinnen – medizinisches, psychologisches, oder pädagogisches Grundstudium, Psychotherapieausbildung und hippologisches Fachwissen – impliziert einen hohen Ausbildungsaufwand. Artgerechte, gesunde Haltungsbedingungen für in der Psychotherapie eingesetzte Pferde bedeuten darüber hinaus erhöhten finanziellen, materiellen und zeitlichen Einsatz. Neben der Etablierung hoher professioneller Standards in der psychotherapeutischen Praxis bedarf es kontinuierlicher Wirksamkeitsforschung und entsprechender Studien, um das Wissen um den besonderen Wert pferdgestützter Psychotherapie nicht nur in der Fachwelt, sondern auch gegenüber Kostenträgern im Gesundheitswesen weiter zu verbreiten. In diesem Sinne ist die Anerkennung von Fort- und Weiterbildungen durch die Psychotherapeutenkammern ebenso ermutigend, wie die bei guter Begründung zunehmende Akzeptanz in psychotherapeutischen Gutachterverfahren und die Aufnahme pferdegestützter Selbsterfahrungsseminare in die Programme psychotherapeutischer Ausbildungsinstitute.
Teilnahme- und Abschlussvoraussetzungen
Teilnahmevoraussetzungen
- Psychotherapeutische Approbation (ärztliche, psychologische sowie Kinder- und Jugendlichen- PsychotherapeutInnen)
- „Qualifikation zum Umgang mit dem Pferd im sozialen und gesundheitlichen Bereich (DKThR)“ (kurz: UPSG) sollte vorhanden sein, alternativ mindestens Trainer C des Pferdesports der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) und seiner Anschlussverbände z. B. IPZV, Western, Barock oder – im Ausnahmefall – im Laufe der Weiterbildung abgeschlossen und vorgelegt (Nachweis Zeugnis o. zumindest Anmeldebestätigung)
- Die Möglichkeit, bereits während der Weiterbildung mit PatientInnen und persönlich vertrautem Pferd / Pferden unter geeigneten Bedingungen zu arbeiten, sollte vorhanden
- Neben hoher Bereitschaft zur Selbsterfahrung und Selbstreflexion sollte die Bereitschaft zur Zusammenarbeit in Peergroups und zur Arbeit mit Videoaufzeichnungen gegeben sein.
- Bereitschaft zum Literaturstudium
Abschlussvoraussetzungen
- Teilnahme an allen Modulen
- Umsetzung der Weiterbildungsinhalte in der eigenen beruflichen Praxis
- Anonymisierte Fallvorstellung und mindestens eine Fallsupervision aus der eigenen Praxis (Videoanalyse)
- Schriftliche Falldarstellung
- Erfolgreiche Teilnahme am Abschlusskolloquium mit einer mündlichen Präsentation des Supervisionsfalles, durch die erkennbar wird, wie sich die erworbenen Kenntnisse und insbesondere die Haltung in der eigenen Praxis widerspiegeln
Methoden & Curriculum
Methoden
- Vermittlung theoretischer Grundlagen in Vortrags- und Seminarform
- Arbeitseinheiten mit hohem Selbsterfahrungsanteil in der Gruppe und in der praktischen Arbeit mit den Pferden
- Erarbeitung bestimmter Inhalte in Kleingruppen – auch zwischen den Modulen
- Supervision und Balintgruppenarbeit
- Videobasierte Praxisbeispiele
Curriculum
Die vollständige Ausschreibung finden Sie hier.
Ihre Anmeldung nehmen wir hier gerne entgegen!
Online-Einstieg am 30. März 2026 von 19:00 bis 20:30 Uhr – alle ReferentInnen und alle TeilnehmerInnen: Gemeinsame Vorstellung von Personen, Inhalten und organisatorischen Belangen
Präsenzmodul 1: „Beziehungsarbeit mit dem Pferd in der Psychotherapie“
Online-Schulung 1: Persönliche und fachliche Zugänge zur pferdgestützten Psychotherapie – Supervision 1
Präsenzmodul 2: Spezifische Aspekte der triangulierten therapeutischen Beziehung – verfahrensübergreifende Methoden
Online-Schulung 2: Das Pferd als Brücke in die Therapie traumatisierter PatientInnen Supervision 2
Präsenzmodul 3: TraumatherapeutischeZugängemitdemPferd
Präsenzmodul 4: Einführung in die psychodynamische Körperpsychotherapie am Pferd
Online-Schulung 3: Theoretische Grundlagen der Körperpsychotherapie am Pferd – Supervision 3
Online-Schulung 4: Frühkindliche Intersubjektivität, Resonanz und Embodiment in der pferdgestützten Psychotherapie – Supervision 4
Online-Schulung 5: Ethologische Perspektiven zum Beitrag der Pferde – Supervision 5
Online-Schulung 6: Beispiele aus der pferdgestützten Kindertherapie – Supervision 6
Präsenzmodul 5: Ausgewählte Therapiesettings und Bewegungsdialog
Online-Schulung 7: Zur Symbolik des Pferdes in Märchen, Mythen, Träumen, Kunst und Kultur – Supervision 7
Präsenzmodul 6: Psychodynamische Körperpsychotherapie und pferdgestützte Anwendung
Online-Schulung 8: Forschung und Studienergebnisse zur pferdgestützten Psychotherapie – Supervision 8
Präsenzmodul 7: Abschluss der Weiterbildung
Weiterbildungsteam
Die Leitung der Weiterbildung übernimmt Birgit Heintz (Psychologische Psychotherapeutin (A, TP), Kinder- u. Jugendlichenpsychotherapeutin (A, TP), Lehranalytikerin u. Supervisiorin und Dr. Marika Weiger (Ärztin für Psychosomatik und Psychotherapie, (TP, VT) Balintgruppenleiterin, jeweils tätig in eigener Praxis in Postmünster, (Ndb.). Birgit Heintz und Dr. Marika Weiger begleiten die Gruppe hauptverantwortlich und sind die zentralen Ansprechpartner. In einzelnen Modulen stehen weitere ReferentInnenen sowohl mit online – Beiträgen als auch für die praktische Arbeit zur Verfügung. Dies sind: Swantje Burmester
Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin (TP), Leitende Psychologin einer Kinder- und Jugendpsychiatrischen Klinik
Susanne Heering
Psychologische Psychotherapeutin (VT), Lehrtherapeutin und Supervisorin IRRT (Imagery Rescripting Reprocessing Therapy), Praxis in Hamburg
Dr. Angelika Papke
Psychologische Psychotherapeutin (VT), Leitende Psychologin in einer Klinik für Suchterkrankungen
Gabriela Ramien
Fachärztin für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie (TP), Praxis in Harburg
Anne-Kristin Siemering
Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin (TP), Praxis in Berlin
Teilnehmergebühr und Terminübersicht
Online-Einstieg: 30. März 2026 von 19.00 bis 20.30 Uhr
Beginn: 17. April 2026
Anmeldeschluss: 8. März 2026
DKThR-Mitglieder: 3.350,00 €
Nichtmitglieder: 3.600,00 €
Die Teilnahmegebühr gelten für alle Module der Weiterbildung und werden in sieben gleich hohen Beträgen vor Beginn der jeweiligen Präsenzmodulen erhoben. Alle weiteren Kosten für Reise, Unterbringung, Verpflegung und eventuelle Entgelte für Praktika sind von den Teilnehmenden selbst zu übernehmen.
Die vollständige Ausschreibung finden Sie hier.
Ihre Anmeldung nehmen wir hier gerne entgegen!

Ihre Ansprechpartnerin
Anna Auf der Landwehr
E-Mail
Tel. 02581/927919-2