Fünf vierte Plätze: Bei den Europameisterschaften in Rotterdam sind die deutschen Para Dressurreiter – anders als sonst – nicht auf dem Podium gelandet. Vor allem die Teamprüfung lief mit einem ungewohnten zehnten Platz für die deutsche Mannschaft enttäuschend.
In der Kür fanden Steffen Zeibig (Arnsdorf) mit Feel Good, Heidemarie Dresing (Rheda-Wiedenbrück) mit La Boum und Elke Philipp (Treuchtlingen) mit Fürst Sinclair schließlich doch noch zur gewohnten Form zurück und brachten die EM zu einem versöhnlichen Ende. Pech war nur, dass Regine Mispelkamp (Geldern) auf den Kür-Start im Grade V am Sonntag verzichten musste. „Look at me now ging am Abend plötzlich nicht ganz klar, da wollte ich nichts riskieren. Ich weiß auch nicht, was passiert ist, in der Prüfung war noch alles in Ordnung“, erklärte Regine Mispelkamp ihre Entscheidung, ihr Pferd vor der Kür zurückzuziehen. In der Teamprüfung hatte sie Rang drei in ihrem Grade belegt und war damit die größte Medaillenhoffnung aus deutscher Sicht gewesen.
In Grade III präsentierte sich Steffen Zeibigs Rappstute Feel Good zu den Klängen der kalifornischen Violinistin Lindsey Stirling fehlerfrei und vor allem in der Schritt-Tour deutlich entspannter als an den Vortagen. „Das ist meistens so, dass sie nach ein paar Tagen ruhiger wird“, sagte Zeibig, allerdings habe er sich schon ein paar Punkte mehr erhofft. „Aber generell bin ich mit der EM nicht unzufrieden, die äußeren Bedingungen waren hier eben nicht so einfach.“ Mit 72,5 Prozent landete der 42-jährige Sachse wie schon in der Einzelwertung auf dem vierten Platz. Die Goldmedaille ging erneut an den erst 19-jährigen Dänen Tobias Thorning Joergensen mit seiner Schimmelstute Jonelle Hill (knapp 80 Prozent). Silber ging an Rixt van der Horst aus den Niederlanden mit Findslay N.O.P. Bronze an die im Damensattel startende Belgierin Barbara Minneci mit dem Oldenburger Stuart.
Ein weiteres Mal Vierte wurden in Grade II die beiden EM-Neulinge, Heidemarie Dresing und ihre erst sechsjährigen Stute La Boum, denen von allen Seiten eine große Zukunft vorausgesagt wurde. „Insgesamt bin ich mit unserem EM-Einstieg zufrieden. La Boum ging hier über alle Tage sehr konstant. Ich hatte die ganze Zeit ein sicheres Gefühl, das war sehr gut“, sagte die 64-jährige Architektin. Europameisterin im Grade II ist die Britin Georgia Wilson mit Midnight vor dem Titelverteidiger und Vizeweltmeister Pepo Puch aus Österreich mit Sailor’s Blue und der Niederländerin Nicole den Dulk mit Wallace N.O.P.
Besonders hart umkämpft waren die Medaillen in Grade I. Elke Philipp stellte ihren Oldenburger Rappen Fürst Sinclair OLD zu einer neuen Musik, einem „Queen-Medley“, vor und erhielt dafür 73,627 Prozent. „‚Spider‘ ist eben immer noch nicht ganz stabil, das Zusammenspiel zwischen uns ist noch ein bisschen wechselhaft. Wir haben in diesem Jahr auch einige Schwierigkeiten aus der Kür genommen, die können wir ja später wieder einbauen. Potenzial ist auf jeden Fall da“, zog die 55-Jährige ihr Fazit. In der Einzelwertung noch Vierte, belegte Philipp in der Kür Platz sechs. Überraschungssieger wurde Jens-Lasse Dokka mit seinem Rappwallach Aladdin vor der Italienerin Sara Morganti mit Royal Delight dem Letten Rihard Snikus mit King of the Dance.
„Natürlich ist es ein bisschen enttäuschend, hier ohne Medaille abzureisen“, zog Equipe-Chefin Britta Bando Bilanz. „Aber wir waren in den meisten Fällen ganz dicht dran. Und wenn die anderen Nationen immer besser werden, müssen wir das eben auch. Daran arbeiten wir ab jetzt.“ Auch Bundestrainer Bernhard Fliegl zeigt sich trotz der ausgebliebenen Medaillen optimistisch: „Wir müssen das jetzt noch einmal genau analysieren und werden dann ganz individuell an den Schwierigkeiten arbeiten. Noch haben wir ausreichend Zeit bis zu den Paralympics in Tokio, um uns wieder auf die Erfolgsspur zu bringen.“
Quelle: Uta Helkenberg/Heike Werner