CHIO Aachen, Soerser Sonntag, 26. Juni 2022
Ankündigung der Kollekte zugunsten des Deutschen Kuratoriums für Therapeutisches Reiten beim Ökumenischen Gottesdienst im Deutsche Bank Stadion
Die Kollekte wurde von Agnieszka Speicher aus Aachen angekündigt. Auf bewegende Weise berichtete sie dabei aus der Sicht als Mutter von ihren Erfahrungen mit der pferdgestützten Förderung.
Agnieszka Speicher aus Aachen kündigte mit bewegenden Worten die Kollekte beim Ökumenischen Gottesdienst im Deutsche Bank Stadion an. Auch die Kollekte kommt der Spendenaktion zugunsten des Therapeutischen Reitens zugute. Foto: Andreas Steindl
Manuskript der Rede
“Die Förderung des Therapeutischen Reitens und des Pferdesports für Menschen mit Behinderung ist längst ein selbstverständlicher Teil des Weltfestes des Pferdesports. Seit 1998 besteht die ‘Glücks-Bringer’ Charity-Kooperation zwischen dem Aachen-Laurensberger Rennverein und dem Deutschen Kuratorium für Therapeutisches Reiten.
Mein Name ist Agnieszka Speicher. Ich komme aus Aachen. Ich habe die ehrenvolle Aufgabe verkünden zu dürfen, dass die Kollekte des heutigen Gottesdienstes wieder für das Therapeutische Reiten bestimmt ist.
Vielleicht haben Sie mich in den vergangenen Jahren schon einmal als Spendensammlerin für die Aktion ‘Glücks-Bringer’ hier auf dem Gelände erlebt. Oder sie haben meinen Mann – vor drei Jahren, damals als designierten Prinz Karneval – auf einem Pferd turnen gesehen? Sie fragen sich: was haben wir, die Familie Speicher, was habe ich mit dem Therapeutischen Reiten zu tun?
Ich bin Mutter. Und so stehe ich vor Ihnen. Nicht als Umweltingenieurin, die sich um die Fragen der Wasserwirtschaft in NRW kümmert. Nicht als Frau vom ehemaligen Karnevalsprinzen. Ich stehe vor Ihnen als Mutter. Eine Mutter, die noch vor der Entbindung erfuhr, dass ihr Kind anders sein wird.
Die ersten Jahre waren von unzähligen Therapien geprägt: Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie…. Unsere Tochter lernte mit viel Aufwand gehen und sprechen. Als Luca in den Kindergarten der Lebenshilfe wechselte, sah ich einen Aushang ‘Therapeutisches Reiten’. Natürlich musste auch diese Chance auf mehr Entwicklung genutzt werden.
Eines Tages wurde Luca daher von einem Pony aus dem Kindergarten abgeholt. Was für ein Glück! Und so folgten viele glückliche Jahre mit Jill, ihrer ersten großen Pferdeliebe. Als wir an den Kosten verzweifelten, konnten wir eine Zweier-Reitgemeinschaft bilden. So lernte Luca ihren für viele Jahre besten Freund Raúl kennen. Im Duo haben sie am Gleichgewicht, an der Geschicklichkeit gearbeitet. Sie haben gelernt sich gegenseitig zu respektieren, zu kommunizieren, Verantwortung zu übernehmen. Sie haben die Gelassenheit und Zärtlichkeit des Therapiepferdes erlebt. Es verging kein Tag ohne Gespräche über ‘ihr Pferd’. Und so ist es bis heute. Ihr Pferd lebt nicht mehr, wir kennen inzwischen viele Pferde und viele Therapiehöfe und wissen, wie wichtig ihre Arbeit ist und sind für sie sehr dankbar.
Corona hat uns alle gefordert, auch die ‘normalen’ Reitställe und die Therapiehöfe. Unterstützen Sie sie daher bitte großzügig. Für Kinder wie meine Tochter ist es die einzige Chance die wunderbaren Tiere so nah zu erleben und mit ihnen stark zu werden. So unterstützen Sie auch die Eltern, die voller Sorgen in die Zukunft schauen und auf Heilung hoffen. Denn noch immer werden in den meisten Fällen die Kosten nicht von den Krankenkassen und sonstigen Kostenträgern übernommen und müssen privat getragen werden. Ich danke Ihnen jetzt schon im Namen der Eltern von Kinder mit Behinderungen.
Im Namen des Deutschen Kuratoriums für Therapeutisches Reiten danke ich Ihnen sehr für Ihre Aufmerksamkeit und Unterstützung!”
Immer wieder ein Erlebnis: der Ökumenische Gottesdienst im Deutsche Bank Stadion. Foto: Andreas Steindl