Deutsche Reiter dominieren in der Kür
München (fn-press). Bereits zum zweiten Mal im Mai sind die deutschen Para-Dressurreiter zum Leistungsvergleich vor den Paralympics in Tokio angetreten. Nach Mannheim war die Pferd International in München Schauplatz eines internationalen Para-Turniers CPEDI. Und wie in Mannheim siegte auch in Bayern die deutsche Mannschaft in der Teamwertung, wenngleich in anderer Besetzung. Hier waren es Claudia Schmidt, Elke Philipp, Hannelore Brenner und Newcomer Isabell Nowak, die die deutschen Farben vertraten. Sie setzten sich mit 435,08 Punkten gegen das Team Österreich mit 431,588 Punkten und die Mannschaft aus Singapur mit 393,185 Punkten durch.
In den Prüfungen des Grade I lieferte sich Teamreiterin Elke Philipp (Treuchtlingen) ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Michael Murphy mit Cleverboy. Hatte der Ire in der Team- und Einzelwertungsaufgabe um Hundertstel bzw. wenige Zehntel die Nase vorn, drehte Elke Philipp mit ihrer Kür zur Musik der Gruppe Queen den Spieß um. Im Sattel ihres WM-Pferdes Fürst Sinclair erzielte die 57-Jährige, die seit geraumer Zeit ihre Zelte in Warendorf aufgeschlagen hat und am Bundesstützpunkt des Deutschen Olympiade Komitees für Reiterei (DOKR) trainiert, 78,733 Prozent und verwies Murphy damit auf Platz zwei (78,400 Prozent).
Von Prüfung zu Prüfung steigerte sich in München Heidemarie Dresing (Rheda-Wiedenbrück) mit La Boum in Grade II. Auch sie musste in den ersten beiden Tagen noch dem österreichischen Paralympics-Gewinner und Vizeweltmeister Pepo Puch mit Fürst Chili den Vortritt lassen, konnte zum Abschluss jedoch die Kür mit 76,878 Prozent für sich entscheiden. „Heide ist hier die Kür ihres Lebens geritten. Mir ist eine Gänsehaut über den Rücken gelaufen“, sagte Equipechefin Britta Bando.
In Grade III gab wie schon in Mannheim Steffen Zeibig (Arnsdorf) mit seiner 17-jährigen Stute Feel Good den Ton an. Die beiden Routiniers waren in allen drei Prüfungen nicht zu schlagen. Anders als in Mannheim klappte auch die Kür fehlerfrei, so dass am Ende 77,111 Prozent für das Paar heraussprang. „Die Stute geht in der Form ihres Lebens“, sagte Britta Bando. Teamreiterin Claudia Schmidt aus Darmstadt konnte sich dagegen mit ihrem neuen Pferd, dem Trakehner Rosso WT, von Prüfung zu Prüfung steigern und landete in der Kür mit 75,111 Prozent auf Platz zwei. Von Turnier zu Turnier beständiger präsentierte sich auch Dr. Angelika Traberts junge Stute D’Agustina. Bereits in der Einzelwertungsaufgabe rückte die Narkoseärztin aus Dreieich in die Nähe der 70-Prozent-Marke und beendete die Kür mit 71,456 Prozent.
In Grade IV gingen aus Deutschland die Rüganerin Saskia Deutz mit Soyala sowie Hannelore Brenner (Wachenheim) an den Start. Die vierfache Paralympics-Gewinnerin, die mit ihrer Stute Belissima M in München für die Teamwertung ritt, konnte von Tag zu Tag zulegen und erzielte in der Kür 74,625 Prozent. Laut Equipechefin hätten es auch „ein paar Punkte mehr sein können“. So ging der Sieg an den Brasilianer Rodolpho Riskalla mit Don Frederic, der mit 74,975 Prozent knapp die Nase vorne hatte. Etwas Pech hatte in der Kür Saskia Deutz. Sie hatte in Mannheim ihre erfolgreiches Debüt als Teamreiterin gegeben und konnte in München sowohl die Team- als auch die Einzelwertungsaufgabe gewinnen. „In der Kür hatte sie zum Einreiten den Song ‚It’s raining men“ und der beginnt ja mit so einem Donnerschlag. Dabei kamen sie ausgerechnet am Lautsprecher vorbei, worauf ihre Stute noch im ersten Drittel der Kür etwas verspannt ging“, schilderte Bando das Geschehen auf dem Viereck.
Ein echtes Ausrufezeichen setzte Regine Mispelkamp in Grade V. Die Pferdewirtschaftsmeisterin aus Geldern und ihr Dunkelfuchs Highlander Delight’s gewannen alle drei Prüfungen und blieben in der Kür mit 79,0 Prozent nur knapp unter der 80er Marke. „In der B-Note gab es von einer Richterin sogar 83 Prozent“, sagte Bando. „Das gibt es in diesem Grade selten, in dem ja die Reiter mit der geringsten Einschränkung am Start sind und die Anforderungen entsprechend hoch sind.“ So bestehen die Prüfungen aus Schritt-, Trab- und Galoppsequenzen und die Kür darf hochklassige Lektionen enthalten, wie zum Beispiel Dreier- oder Viererwechsel und halbe Galopppirouetten. In den vorangegangenen Prüfungen war Regine Mispelkamp mit ihrem bisherigen Championatspferd Look at me now jeweils auch noch Zweite geworden.
Für das deutsche Team startete in München allerdings nicht Mispelkamp, sondern die zweite deutsche Grade V-Reiterin, Isabell Nowak (Apelern). Mit 72,054 und 68,373 Prozent in der Team- beziehungsweise Einzelaufgabe feierte sie einen guten Einstand. In der Kür landete das Paar mit 73,483 Prozent auf Platz zwei. „Das Paar kam sehr gut an. Es fehlt einfach noch ein bisschen an Routine“, sagte Britta Bando.
„Die vielen guten Ritte in Mannheim und München haben es für die Teamführung wirklich nicht einfacher gemacht, ein Team für Tokio zu nominieren. Die nächste Station dorthin wird das internationale Turnier in Kronenberg sein, da drei Turniere als formale Voraussetzung für einen Start bei den Paralympics vorgeschrieben sind. Wer nicht vor Manneheim und München schon in Waregem war, wird dort antreten. Außerdem sind noch Lehrgänge geplant. Mitte Juli wollen wir dann über die Longlist entscheiden“, so Bando. Hb