Nach langer, schwerer Krankheit verstarb am 4. November, kurz vor ihrem 64. Geburtstag, die ehemalige Dressurreiterin Birgit Dreiszis (Dortmund). Sie gehörte zu den erfolgreichsten Para-Dressurreitern weltweit.

Birgit Dreiszis mit ihrer Goldmedaille ATLANTA. Foto: privat

Birgit Dreiszis mit der Gold-Medaille von den Paralympics in Atlanta (1996). Foto: privat

Die ehemalige Kunstturnerin bekam mit Mitte 20 die Diagnose Multiple Sklerose (MS). Die Krankheit schritt schnell voran. Birgit Dreiszis saß in kürzester Zeit im Rollstuhl und konnte kaum noch sprechen. „Ein Orthopäde ermutigte sie, sich aufs Pferd zu setzen“, berichtet Ehemann Thomas bei einem Besuch nach dem Tod seiner Frau in der Bundesgeschäftsstelle in Warendorf und führt weiter aus: „Bis dahin hatte Birgit noch nie auf einem Pferd gesessen. Sie wurde mit klassischer Hippotherapie behandelt.“ Das war 1993. Nur drei Jahre später holte sie bei den Paralympics in Atlanta die Goldmedaille. Im Jahr 2000 gab es Platz 5 in Sydney, 1999 wurde sie Vizeweltmeisterin in Dänemark, 2000 bei den offenen Meisterschaften in Holland Siegerin – nachdem sie vom Pferd stürzte, ohnmächtig wurde, aber wieder aufstieg. 2003 gewann sie WM-Bronze und -Silber in Belgien, im gleichen Jahr wurde ihr in Frankfurt der Georg-von-Opel-Preis für ihre Verdienste als „besondere Kämpferin“ verliehen. Sie wurde zweimal Deutsche Meisterin und dreimal deutsche Vizemeisterin. Etliche Ehrenabzeichen wurden ihr verliehen, u.a. das Goldene Reitabzeichen, das FN-Abzeichen in Gold mit Lorbeer und olympischen Ringen und das Silberne Lorbeerblatt der Bundesrepublik Deutschland.

Verleihung des Silbernen Lorbeerblattes durch Bundespräsident Roman Herzog (26. November 1996). Foto: privat

Verleihung des Silbernen Lorbeerblattes der Bundesrepubik Deutschland am 26. November 1996 durch Bundespräsident a.D.  Roman Herzog. Foto: privat

Birgit Dreiszis mit Ehemann Thomas auf dem Weg zu den Paralympics Sydney (Oktober 2000). Zwischenstopp in Hongkong. Foto: privat

Birgit Dreiszis mit Ehemann Thomas auf dem Weg zu den Paralympics Sydney (Oktober 2000). Zwischenstopp in Hongkong. Foto: privat

„Bei der Hippotherapie merkte meine Frau schnell, wie gut ihr das Bewegt-Werden durch das Pferd tat“, sagt Thomas Dreiszis. „Sie ging regelmäßig zur Therapie und dann begann sie zu trainieren. Ernsthaft, zielstrebig und ehrgeizig. Dass sich schon nach kurzer Zeit bei den Paralympics in Atlanta ein so großer Erfolg einstellte, war unglaublich. 2008 verabschiedete sie sich aus dem großen Sport.”

Goldenes Reitabzeichen für Birgit Dreiszis (2008). Foto: Susanne Müller

Feierliche Übergabe des Goldenen Reitabzeichens durch den damaligen FN-Generalsekretär Dr. Hanfried Haring. Mit dabei Bernhard Beckmann, ehemaliges Vorstandsmitglied des DKThR. Die Überreichung erfolgte im Rahmen des Internationalen Reitturniers in der Dortmunder Westfalenhalle (2008). Foto: Karl-Heinz Frieler

“Den Pferden blieb sie aber bis kurz vor ihrem Tod treu”, fährt er fort. “Sie hatte im Jahr 2006 die DKThR-Qualifikation ‚Ausbilder im Pferdesport für Menschen mit Behinderung‘ erlangt und bis drei Wochen vor ihrem Tod noch inklusiven Reitunterricht gegeben. Die Pferde waren alles für Birgit. Sie hatte durch die Krankheit schon lange kaum noch das Haus verlassen. Gefreut hat sie sich jedoch immer auf den Samstag. Da ging es zum Unterrichten an den Stall. Nachdem sie selbst aufgehört hatte zu reiten, waren die Reitschüler ihr Leben. Die Pferde sowieso.“

Im Westfälischen Pferdemuseum im Allwetterzoo Münster ist Birgit Dreiszis in der Dauerausstellung „Westfälischer Olymp“ eine Vitrine gewidmet, in der persönliche Gegenstände von ihr den Geist der Paralympics aufleben lassen.

Text: Elke Lindner, DKThR